Was ist ein Architektur-
Experiment?
Die Essenz unseres Tuns ist
das Produzieren. Nur das
Realisieren gibt eine direkte
Resonanz in
CMT (Konstruk-
tion, Material, Technologie).
Was ist dein „heißestes Eisen“,
das sich aus deinen aktuellen
Beobachtungen und Aufzeich-
nungen ergeben hat?
werden, wie sie in vielen Disziplinen verwendet wird, vergleichbar einer
Choreographie. Der Begriff, der sich auf den Raum bezieht, vgl. Chorraum,
kommt aus dem Griechischen: choreuein. Davon abgeleitet u.
a. die
Choreutik, der Lehre von Bewegungen im Raum.
Partituren und Choreographien sind demnach textliche, zeichnerische
oder mediale Darstellungen von räumlich gebundenen Bewegungen oder
Handlungen, auch vergleichbar mit einem Regiebuch. Mittels Verknüpfung chronologischer, zeitgleicher Ereignisse mit aufein-
ander folgenden also diachronischen, kann räumliches mit zeitlichem
Geschehen in Relation gesetzt werden.
Wir sind gewohnt, Räume nach erlernten, sozial bestimmten, normierten
oder gewohnten Verhaltensmustern unhinterfragt zu nutzen: automatisiert.
Räumliche Experimente helfen (siehe: H. Hempel, Raum-Spiel-Modelle,
Wien 1979), einen solchen räumlich, schematisch ablaufenden Verhaltens-
vorgang zu deautomatisieren: Vor einer Türe stehend lautet beispielsweise
die A
ufgabestellung an die Teilnehmer eines Experimentes: jeder soll
für sich den Platz suchen und einnehmen, an dem er sich „Innen“, im Raum, fühlt. Die
se Fragestellung ist für eine Architektur, die mit Quadratmetern
und Normtüren arbeitet kein Thema. Öffnet man die Normtüren und tritt
man einen Schritt weiter, ist man drinnen. Auf der Ebene des Verhaltens ist
dies aber ein zeitlich-räumlicher Vorgang. Mit dem vorher nicht vorstell
baren Ergebnis, dass in Folge jeder der z. B. 20 Teilnehmer einen anderen
und unterschiedlichen Standpunkt wählt und einnimmt.
Veranschaulicht wird mit diesem Experiment, das mit der Türe ein räum
licher gedehnter Übergangsbereich eröffnet wird, der ebenso zeitlich
gedehnt differenzierte Stadien der Annäherung verbirgt.
Mein Wunsch war schon seit meiner Kindheit: Häuser zu bauen. Nach
meinem Studium ich hatte die Möglichkeit, neben meiner selbständigen
Tätigkeit als Architekt, mit Akademieprofessor Herbert Muck, als sein
Assistent, gleichzeitig auch theoretisch zu arbeiten. Muck war Jesuit,
ausgebildeter Theologe, Philosoph und Kunstwissenschaftler.
Im Zuge dieser Zusammenarbeit mit Muck konnte u.
a. in der Akademie-
reihe, hg. von Gustav Peichl, das Buch: Herbert Muck, Der Raum, Wien
1986, verlegt werden (Anm.: Christian Fröhlich: Mein wichtigstes Buch für
mein Studium).
Am Institut für Kirchenbau und sakrale Kunst an dieser Akademie,
konnte von uns beiden, aufgrund Nationalitäten- und Konfessionsvielfalt
der Hörer, auch in einer neuen Weise unterrichtet werden: Kirchenbau als
komplexeste Bauaufgabe der Architektur – behandelt mit den vielfältigs-
ten kulturellen und kunstgeschichtlichen Hintergründen, eingebunden in
geistes- und humanwissenschaftliche Zusammenhänge; Architektur als
interdisziplinärer Gegenstand, vermittelt über Schlüsselstellen der Philosophie, Soziologie, Psychologie usw.
Mit einem Vertreter der Energiewirtschaft bin ich im Gespräch, ein Mikro
-
algenk
raftwerk zu errichten. Mikroalgen stellen dabei einen biologischen
Rohstoff dar, aus dem Öl, und auch in Folge Kerosin als Flugzeugtreibstoff
her
gestellt werden kann. Bauliche Voraussetzungen sind dabei zu, in
denen Mikroalgen sich entwickeln und sehr rasch wachsen, um dann als
natürlicher und nachhaltiger Rohstoff verwertet zu werden. Dabei wird im Zwischenraum von Stegplatten ein Wasserkreislauf geführt, in dem die
Algen aufgrund der Licht- und auch einer CO
2-Zufuhr schnell und auch
sichtbar wachsen. Solarenergienutzung hat mich immer begeistert und
meine Projekte geformt.
Interview mit Helmut HempelConversation Series 31