Commerzbanker: SEPA

dirkbraun 134 views 4 slides May 09, 2020
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About This Presentation

Cash Management

Januar 2014


Slide Content

Endspurt für Sepa
Sepa soll den grenzüberschreitenden Geldtransfer erleichtern. Ab
dem 1. Februar 2014 sollen Kontonummer und Bankleitzahl für wei-
te Teile des Zahlungsverkehrs ausgedient haben. Iban und Bic sind
gefragt. Wie die Commerzbank die Umsetzung der EU-Vorgabe
stemmt und was Sepa für den Einzelnen bedeutet, erzählen Kolle-
gen aus vier Geschäftsbereichen.
Von
Maike Steinmüller – Fotos: Timo Volz
48
unsere kollegen

O
liver Schmidt arbeitet im Bereich Zah-
lungsverkehr & Einlagen im Segment
­Privatkunden. In den vergangenen Mona-
ten erging es ihm privat so wie vielen an-
deren: Etliche Briefe von Versicherungen oder Stadt-
werken flatterten ihm ins Haus – alle mit dem
Hinweis, die bisherigen Einzugsermächtigungen
würden ab 1. Februar 2014 in Sepa-Lastschrift-Man-
date umgewandelt. „Für viele ist das Fachchinesisch.
Und irgendwann überfliegt so mancher die Schrei-
ben nur noch“, sagt er, „und ist froh, wenn es am
Ende heißt ‚Sie müssen nichts weiter tun. Wir erledi-
gen das für Sie.‘ Und dann landen die Briefe meist
kurzerhand im Papierkorb.“
Ob kleine Firma, börsennotiertes Unternehmen
oder Banken, es gibt derzeit viel Informationsbedarf
für gewerbliche Nutzer und Anbieter von Zahlungs-
dienstleistungen: Wer von seinen Kunden Lastschrif-
ten einzieht, ist gesetzlich verpflichtet, über die Um-
stellung zu informieren, und die Banken in ganz
Europa haben mit Hinblick auf den Stichtag ihre allge-
meinen Geschäftsbedingungen aktualisiert. Darüber
hinaus investieren die Banken viel, um zu den allge-
meinen Neuerungen, die Sepa (Single Euro Payments
Area) mit sich bringt, zu informieren. Etwa dass grenz-
überschreitende Eurozahlungen in Form der Sepa-
Überweisung und der Sepa-Lastschrift genauso
schnell und sicher sind wie im Inlandszahlungsver-
kehr. Oder dass in Zahlungsaufträgen Iban („Interna-
tional Bank Account Number“) und Bic („Business
Identifier Code“), die internationale Bankleitzahl eines
Kreditinstituts, die bisher gültigen Kontonummern
und Bankleitzahlen ersetzen. Weil Banken Überwei-
sungen und Lastschriften von Firmenkunden nur noch
im Sepa-Datenformat annehmen und damit arbeiten
dürfen, sind seit Januar 2012 in der Commerzbank bis
zu 250 Kollegen im Konzernprojekt „Sepa-Implemen-
tierung“ im Einsatz. Ihr Ziel: die Commerzbank bis
zum 1. Februar 2014 für Sepa fit zu machen. Weil vie-
le Unternehmen genau das noch nicht sind, hat die
EU-Kommission im Januar vorgeschlagen, die Über-
gangsfrist um ein halbes Jahr, bis zum 1. August
2014, zu verlängern. Ob allerdings die Verlängerung
kommt oder nicht, stand zum Zeitpunkt der Druckle-
gung des Magazins noch nicht fest.
Wenige
Änderungen für Privatkunden
K
ommunikation und die Schulung des Vertriebs ge-
hören zu den Aufgaben der Kollegen im Privatkun-
densegment wie Oliver Schmidt. „Im November
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unsere kollegen
commerzbanker 1 · 2014

schrieben wir unsere rund 3,2 Millionen Privat-
und Geschäftskunden an, die Zahlungsverkehrskon-
ten bei uns unterhalten“, erzählt er. „Wir informierten
sie über die AGB-Änderungen, die die Sepa-Umstel-
lung mit sich bringt. Für den Privatkunden ändert
sich im Grunde wenig. Daueraufträge stellen wir für
ihn um, und bei Inlandsüberweisungen muss er sich
lediglich die Iban merken.“ Und auch das sei kein
Hexenwerk. Denn die Iban sei vor allem aus der bis-
herigen Kontonummer und der Bankleitzahl zusam-
mengesetzt. Lediglich die Länderkennung, für
Deutschland DE, und eine zweistellige Prüfziffer, die
bei Zahlendrehern dafür sorge, dass es zu keiner
Fehlüberweisung komme, seien vorangestellt. „Für
die Vornahme einer Sepa-Zahlung muss man die
Person, an die man überweisen möchte, nach der
Iban-Nummer fragen“, erklärt Oliver Schmidt. Wer
eine Zahlung aus dem Ausland erwarte, gebe noch
zur Iban den Bic-Code der Bank an. „Im Onlineban-
king“, sagt er, „bieten wir zur neuen auch noch die
alte Eingabemöglichkeit an, und in den Filialen lie-
gen ab Februar die neuen Überweisungsbelege aus.“
Manch einer habe Sepa schon in den vergangenen
Jahren genutzt, ohne es zu „merken“, sagt Oliver
Schmidt, nämlich dann, wenn man mit Iban und Bic
zum Beispiel eine Überweisung für das Ferienhaus
in Italien ausgefüllt habe. „Für den Kunden mit dem
Vorteil, die früher übliche Transaktionsgebühr damit
gespart zu haben.“
Für die rund 480.000 Geschäftskunden sind ne-
ben Überweisungen vor allem Lastschriften ein The-
ma. Sie dürfen der Bank ab 1. Februar ihre Dateien
für ihren Zahlungsverkehr nur noch im Sepa-Format
einreichen. Dazu beraten sie die Geschäftskundenbe-
rater (GKB) und Electronic-Banking-Spezialisten in
den Regionen. Um für den Ansturm kurz vor Fristen-
de noch besser gewappnet zu sein, werden sie von
rund zweihundert speziell in Sepa geschulten GKB
unterstützt. „Viele Geschäftskunden nämlich“, erklärt
Oliveridt (38) ist Teilprojektleiter von Sepa
für das Privat- und Geschäftskundensegment. Nach
seiner Bankausbildung in der Gebietsfiliale Iserlohn
arbeitete er bis 2006 als Projektmanager in GS-IT, wo
er für zahlreiche Projekte in verschiedenen Funktionen
tätig war. 2009 wechselte er zu PC-PK und übernahm
2012 die Gruppenleitung „Produktmanagement Zah-
lungsverkehr“.
Ol
[email protected]
Dirk Baun (38) verantwortet das Sepa-Support-
Team in der Mittelstandsbank. Nach Stationen im Fir- menkunden-Vertrieb der Dresdner Bank und im
Head
Office bei Dresdner Kleinwort ist er seit 2009 in der
Mittelstandsbank mit Fokus auf vertriebsstrategischen Themen des internationalen Cash Managements tätig.
[email protected]
Roland Nehl (47) ist Projektmanager in Group
­Services Banking Operations und einer der Projekt-
leiter im Konzernprojekt Sepa. Nach dem Studium der Physik und Promotion in Mathematik trat er 2000 in die Dresdner Bank ein. Er war unter anderem verant- wortlich für die Auslagerung des Zahlungsverkehrs der Dresdner Bank sowie die spätere Integration in die Commerzbank.
[email protected]
Martin Birkel (49) ist Principal Project Manager
in GS-IT Commercial Banking und in der Konzern- projektleitung von Sepa tätig. Nach dem Studium der
­Informatik an der TH Karlsruhe arbeitete er für eine
Ber
atungsfirma und anschließend für die Xchanging
Transaction Bank, wo er zahlreiche Projekte leitete. Anfang 2010 kam er zur Commerzbank.
[email protected]
„Sepa betrifft alle Abteilungen
eines Unternehmens in unter-
schiedlichen Ausprägungen.“
dirk braun
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unsere kollegen
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Oliver Schmidt, „haben die Umstellung auf die Sepa-
Verfahren hinausgezögert, weil sie keinen grenzüber-
schreitenden Zahlungsverkehr haben. Jetzt, wo zum
Stichtag 1. Februar jeder umgestellt haben muss,
werden die Hotlines heiß laufen.“
Zeitlich begrenztes Notfallpaket
Auch bei den Firmenkunden sei die Umstellung nur
schleppend in Gang gekommen, erzählt Dirk Braun
vom Sepa-Support-Team in der Mittelstandsbank
(MSB). Ein möglicher Grund zeigte sich auch im Er-
gebnis einer Studie: Im Auftrag der Commerzbank
hatte die Fachhochschule des Mittelstands in Biele-
feld im Oktober 2013 5.000 Unternehmen befragt, ob
ihnen Sepa für ihr Unternehmen Vorteile bringe,
zwei Drittel verneinten. „Insbesondere kleinere Mit-
telständler scheuen den Aufwand durch Sepa“, weiß
Dirk Braun, „denn Sepa betrifft alle Abteilungen des
Unternehmens in unterschiedlichen Ausprägungen.
Zahlungsverfahren müssen umgestellt werden, wo-
für die Konvertierung auf ein neues Format (XML)
für die Datenübertragung nötig ist, Stammdaten und
Prozesse müssen angepasst sowie AGB und Ge-
schäftspapiere überarbeitet werden.“ Die Kollegen
in der MSB haben daher zahlreiche Informationsver-
anstaltungen wie das „Sepa-Frühstück“, Seminare
und Telefonkonferenzen angeboten, um den Kunden
die Umstellung, aber auch die Vorteile von Sepa zu
erklären. „Gerade größere Unternehmen,“, sagt Dirk
Braun, „die Konten bei ihren Tochtergesellschaften
in verschiedenen Ländern im Sepa-Raum unterhalten,
können künftig alle Zahlungen über ihr Hausbank-
Konto in Deutschland laufen lassen.“
Die EU-Vorgabe sieht vor, dass in erster Linie
die Kunden gefordert sind, ihre Prozesse umzustel-
len. „Für Firmenkunden, die es nicht rechtzeitig
schaffen“, erklärt Braun, „bieten wir über eine Ge-
sellschaft der ComTS einen zeitlich begrenzten Kon-
vertierungsservice an.“ Der Kunde schicke exakt die-
selben Zahlungsaufträge wie bisher, und vor der
Ausführung der Zahlungen erfolge eine Konvertie-
rung in das Sepa-Format. „Für die Zahlungseingänge
des Kunden“, ergänzt er, „biete die Mittelstandsbank
wiederum einen ‚Sepa-Sofort-Kredit‘ an, der die Un-
ternehmen davor schützen soll, dass sie in eine Liqui-
ditätsfalle laufen, falls ihre Zahlungspflichtigen eben-
falls nicht rechtzeitig umgestellt haben.“
Baumeister der Sepa-Anwendungen
Dafür, dass die Konvertierung klappt und die Sepa-
Zahlungsverfahren im neuen Datenformat XML ab-
laufen können, waren die Kollegen in Group Services
Banking Operations (GS-BO) und in GS-IT zuständig.
„Wir sind zusammen mit der IT sozusagen die Bau-
meister im Sepa-Konzernprojekt“, sagt Roland Nehl
aus GS-BO, einer der Projektleiter. „Das Produktma-
nagement der Marktbereiche ist auf uns zugekom-
men“, berichtet er, „und hat uns die Anforderungen
für die zentrale Buchungsplattform mitgeteilt. Wir
haben dafür die Fachkonzepte geschrieben, die Ab-
wicklungsprozesse organisiert und sie an die IT zur
Umsetzung gegeben. Später haben wir zusammen
mit der IT die Qualitätssicherung übernommen.“
Rund 125 IT-Anwendungen hätten umgestellt
werden müssen, ergänzt Martin Birkel, der im Kon-
zernprojekt das Thema IT leitet. „Ein vergleichsweise
kleiner Teil davon waren die Kernapplikationen, die
den Zahlungsverkehr, etwa Lastschriften aus dem
Einzug von Kreditraten, abwickeln. Den größten Teil
machten die sogenannten Zulieferanwendungen aus,
die den Zahlungsverkehr generieren.“ Dazu zähle
auch die Mandatskennung bei Lastschriften. Sie fin-
det sich stets in den Informationsbriefen, die zur
Sepa-Umstellung verschickt werden“, erklärt er,
„und dort heißt es sinngemäß ‚Unsere Gläubiger-ID
lautet wie folgt: ..., und wir buchen ab unter der Man-
datskennung xyz.‘“ Mit Letzterer könne der Kunde
nun auf seinem Kontoauszug Lastschriften leichter
zuordnen. Zudem sei sichergestellt, dass die Last-
schrift korrekt sei und keinen Betrugsversuch dar-
stelle. „Diese eindeutige Referenz ist mit Sepa neu
dazugekommen“, sagt er.
„Jetzt, kurz vor Fristende der Sepa-Umstellung,
werden wir erleben, welche zusätzliche Last auf
­unsere IT-Systeme zukommt. Wir haben die Konver-
tierung und die Sepa-Umstellung implementiert,
aber wir müssen permanent überwachen, dass
­unsere Systeme das zusätzliche Volumen wie ge-
plant verarbeiten können.“ Zusätzlicher Aufwand in
der IT sei auch, zusammen mit dem Kunden zu ana-
lysieren, warum seine Umstellung möglicherweise
fehlerhaft sei.
„Ich selbst habe auch eine Reihe von Infobriefen
nach Hause bekommen“, sagt Martin Birkel. „Ich
hefte sie aber ab, statt sie wegzuwerfen. Denn wenn
mir mal eine Lastschrift komisch vorkommt, kann ich
anhand der Gläubiger-ID und der Mandatskennung
überprüfen, ob die Abbuchung korrekt ist.“

Konzernprojekt
Sepa
Laufzeit:
Januar 2012
bis Juni 2014
Umsetzungskosten:
70 Millionen Euro
Eingesetzte Mitarbeiter:
bis zu 250
Anpassungen
IT
-Anwendungen:
125
Konvertierte
Onlinebanking-
V
orlagen:
22 Millionen Konvertierte
Daueraufträge:
3,5 Millionen
Kundenanschreiben
Kundenanschreiben zur
Umstellung
in PC-PK:
3,2 Millionen
Kundenanschreiben
zur Umstellung
in der MSB:
145.000
Von Sepa betroffene
Zahlungsverkehrsauf-
träge der MSB-Kunden
pro Jahr:
2 Milliarden
Von Sepa betroffene
Überweisungen
im
Onlinebanking
(PC-PK) pr
o Jahr:
99,3 Millionen
Comnet Projekte – Laufende Projekte –
Projekt Sepa-Implementierung
www.sepadeutschland.de
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