Negative Psychologie - wie Angst, Zweifel und Scheitern zu essenziellen Ressourcen werden

BusinessVillage 1 views 29 slides Oct 08, 2025
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About This Presentation

Die moderne Psychologie hat sich dem Positiven verschrieben – Glück, Selbstwirksamkeit, Achtsamkeit, Resilienz. Doch die systematische Ausblendung dessen, was unangenehm, irrational oder destruktiv erscheint, hat eine gefährliche Kehrseite.
Wie konnte es dazu kommen? Warum haben wir die negative...


Slide Content

NEGATIVE
PSYCHOLOGIE
WIE ANGST, ZWEIFEL UND SCHEITERN
ZU ESSENZIELLEN RESSOURCEN WERDEN
EIN PRAKTISCHER
GEGENENTWURF ZUM DIKTAT
DER POSITIVEN PSYCHOLOGIE
BusinessVillage
OLIVER HOFFMANN
Leseprobe

BusinessVillage

BusinessVillage
Oliver Hoffmann
Negative Psychologie – wie
Angst, Zweifel und Scheitern zu
essenziellen Ressourcen werden
Ein praktischer Gegenentwurf zum Diktat der Positiven
Psychologie

Oliver Hoffmann
Negative Psychologie – wie Angst, Zweifel und Scheitern zu essenziellen Ressourcen werden
Ein praktischer Gegenentwurf zum Diktat der Positiven Psychologie
1. Auflage 2025
© BusinessVillage GmbH, Göttingen
Bestellnummern
ISBN 978-3-86980-810-9 (Druckausgabe)
ISBN 978-3-86980-811-6 (E-Book, PDF)
ISBN 978-3-86980-812-3 (E-Book, EPUB)
Direktbezug unter www.BusinessVillage.de/bl/1218.html
Bezugs- und Verlagsanschrift
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Reinhäuser Landstraße 22
37083 Göttingen
Telefon: +49 (0)5 51 20 99-1 00
E-Mail: [email protected]
Web: www.businessvillage.de
Layout und Satz
Sabine Kempke
Hintergrund auf dem Umschlag
sbayram, www.istockphoto.com
Druck und Bindung
ScandinavianBook, Neustadt an der Aisch
Copyrightvermerk
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung
außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages
unzulässig und strafbar.
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Alle in diesem Buch enthaltenen Angaben, Ergebnisse usw. wurden von dem Autor nach
bestem Wissen erstellt. Sie erfolgen ohne jegliche Verpflichtung oder Garantie des Verlages. Er
übernimmt deshalb keinerlei Verantwortung und Haftung für etwa vorhandene Unrichtigkeiten.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem
Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen
im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und
daher von jedermann benutzt werden dürfen.

Inhalt
Über den Autor | 7
Vorwort: Negative Psychologie – ein Bekenntnis zum Unbequemen | 9
1. Einleitung: Schatten als Ressourcen | 15
2. Affektbilanz statt Affektkontrolle | 27
3. Die Rationalität des Negativen | 49
4. Leistung als Selbstverausgabung | 73
5. Psychische Risse | 97
6. Zwischen Nähe und Abspaltung | 119
7. Scheitern als energetische Entladung | 151
8. Glück ist nur eine Nebenwirkung | 179
9. Die Ökonomie des Negativen | 209
10. Die innere Bilanz | 241
11. Epilog: Die Rückkehr des Negativen | 259
Endnoten | 264
Anhang: Leseempfehlungen und Literaturverzeichnis | 268

Über den Autor | 7
Über den Autor
Professor Dr. Dr. Oliver Hoffmann ist Professor für Innovationsmanagement
sowie Experte für Wirtschafts- und Innovationspsychologie. In seiner For-
schung beschäftigt er sich mit den psychologischen Bedingungen zukunfts-
fähiger Arbeit, der Rolle mentaler Effizienz in dynamischen Märkten und den
Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf Kommunikation, Kreativität und
Entscheidungsprozesse. Neben seiner akademischen Tätigkeit berät er interna-
tionale Unternehmen und Privatklienten an der Schnittstelle von Technologie,
Psychologie und strategischer Transformation. Als Vordenker einer psycholo-
gisch fundierten Arbeitswelt der Zukunft gilt er als Impulsgeber für Wirtschaft
und Gesellschaft.
Kontakt
E-Mail: [email protected]
Web: www.thetaeos.com

Vorwort: Negative Psychologie
Ein Bekenntnis zum Unbequemen

10 | Vorwort: Negative Psychologie
»Zur Besonnenheit gehört es, die rechten Pläne zu fassen, das Gute
und Schlechte und alles, was im Leben zu erstreben und zu meiden ist,
beurteilen zu können, alle vorhandenen Güter recht zu benutzen, den
richtigen Umgang zu pflegen, überall den richtigen Zeitpunkt zu erkennen,
geistesgegenwärtig zu sein in Wort und Tat, in allen nützlichen Dingen
erfahren zu sein.«
Aristoteles (348–322 vor Christus), griechischer Philosoph,
Schüler Platons: Magna Moralia, 1250a[4f].
Wir leben heute in einer universellen Kultur, die das Positive zur Pflicht erho-
ben hat. Optimismus gilt als Tugend, Resilienz als Mantra, Selbstoptimierung
als zentrales Glaubensbekenntnis. Wer zweifelt, gilt als schwach. Wer Angst
hat, ist defizitär. Wer scheitert, ist ein Versager. Doch je mehr wir das Helle be-
schwören, desto dunkler werden die Schatten, die wir übersehen.
Es ist die neue Höflichkeit unserer Zeit, stets zu lächeln – selbst wenn wir mit
den Zähnen knirschen. Auf Konferenzen wird die Vokabel »Krise« vermieden,
als sei sie ein ansteckendes Virus. In Bewerbungsgesprächen zählt oft nicht
mehr die fachliche Tiefe, sondern die Fähigkeit, Begeisterung wie eine zwei-
te Haut zu tragen. Wir leben in einer Gesellschaft, die Schwäche nicht mehr
aushält, sondern sie wie ein Tabu verschweigt. Die Folge: Die inneren Brüche
werden unsichtbar – bis sie sich mit Gewalt bemerkbar machen.
Stellen Sie sich einen Manager vor, der auf einer Bühne mit glänzenden Au-
gen von »unbegrenztem Wachstum« spricht. Er gestikuliert mit der Selbstsi-
cherheit eines Mannes, der alles im Griff hat. Das Publikum applaudiert. Die
Investoren lächeln. Doch wenn er abends alleine im Hotelzimmer sitzt, bricht
alles über ihn herein. Sein Körper sendet längst Warnsignale: Schlaflosigkeit,
Reizbarkeit, ein permanentes Gefühl der Leere. Er sagt: »Alles bestens.« Die
Realität aber taumelt. Nicht trotz, sondern wegen seines unerschütterlichen
Optimismus. Denn wer jede Schwäche ausblendet, verliert den Kontakt zur

Vorwort: Negative Psychologie | 11
eigenen inneren Ökonomie. Seine Ressourcen sind längst im Minus, aber er
führt weiterhin ein Konto, auf dem nur Pluszeichen stehen dürfen.
Dieses Beispiel ist kein Einzelfall. Positivität ist der Archetyp unserer Zeit. Der
ultimative Gewinner. Wir haben den Optimismus zur Ersatzreligion erhoben,
weil wir Angst vor der Dunkelheit haben. Doch Optimismus, wenn er zur Pflicht
wird, ist keine Stärke mehr, sondern ein Betäubungsmittel. Er überspielt die
Alarmzeichen, die unsere Psyche sendet, und zwingt uns, gegen die eigene Bi-
lanz zu leben. Die Schatten verschwinden nicht, nur weil wir das Licht aufdre-
hen. Im Gegenteil: Je heller die Strahler, desto tiefer und gefährlicher werden
die Schatten, die sie werfen.
Die Wahrheit ist leider recht unbequem: Wahre mentale Gesundheit wächst
nicht im Dauerlicht, sondern im Spiel von Licht und Schatten. Erst wer seine
Dunkelzonen anerkennt, gewinnt Zugriff auf die Ressourcen, die dort verbor-
gen liegen – Angst als Frühwarnsystem, Zweifel als Korrektur, Scheitern als
Entladung. Dies in einer Gesellschaft für sich zu entdecken, die schnell einen
jeden beschämt, wenn er das Negative auch nur benennt, ist eine große indivi-
duelle Herausforderung.
Schon Nietzsche wusste, dass »wer ein Warum zum Leben hat, fast jedes Wie
erträgt«. Sein »Warum« war jedoch kein sonniges Ideal, sondern ein harter
Realismus: Er sah Schmerz, Bruch und Scheitern nicht als Defekte, sondern
als notwendige Bedingungen eines tiefen Lebens. Freud wiederum beschrieb
die Neurose nicht nur als Krankheit, sondern als kreativen Kompromiss: einen
Versuch der Psyche, widersprüchliche Kräfte im Gleichgewicht zu halten. Bei-
de erinnerten uns daran, dass psychische Gesundheit nicht bedeutet, frei von
Dunkelheit zu sein – sondern fähig, sie zu integrieren. Und Aaron Antonovsky
erinnerte uns mit dem Konzept der Salutogenese daran, dass Gesundheit kein
Zustand, sondern ein Prozess ist – gespeist auch aus der Fähigkeit, Brüche und
Krisen zu integrieren.

12 | Vorwort: Negative Psychologie
Optimismus mag kurzfristig glänzen. Doch ohne Schatten verliert das Leben
seine Tiefe – und die Psyche ihre Tragfähigkeit.
Dieses Buch setzt genau dort an. Es bricht mit dem normativen Zwang, glück-
lich, resilient und stets lösungsorientiert zu erscheinen – der universellen
Logik der Wellness-Psychologie. Es zeigt: Angst ist kein Defekt, sondern ein
Frühwarnsystem. Zweifel sind keine Blockade, sondern Investitionen in Denk-
fähigkeit. Scheitern ist nicht das Ende, sondern eine notwendige Entladung
überlasteter Systeme. Negative Psychologie bedeutet nicht, im Dunkeln zu ver-
harren – sondern das Dunkel als Ressource zu nutzen.
Wir benötigen diese Perspektive dringender denn je. Denn in einer Gesellschaft,
die zunehmend komplex, unsicher und überfordernd ist, wird die Tyrannei des
Positiven zur psychischen Falle. Daueroptimismus verbraucht enorme mentale
Energie. Er verleitet zu riskanten Entscheidungen, verstärkt Selbsttäuschung
und schließt jene Emotionen aus, die uns eigentlich vor Fehltritten bewahren
könnten. Wer das Negative leugnet, lebt auf Pump – psychologisch wie öko-
nomisch.
Dieses Buch ist ein Gegenentwurf. Kein weiteres Kapitel im Kanon des Positi-
ven, sondern ein systemischer Perspektivwechsel. Es versteht den Menschen
nicht als Maschine zur Selbstoptimierung, sondern als dynamisches Ressour-
censystem – ein psychisches Gefüge, das nicht durch Kontrolle, sondern durch
Zirkulation überlebt. In diesem System sind Licht und Schatten keine Gegensät-
ze, sondern komplementäre Kräfte. Ihre Balance ist keine metaphysische Idee,
sondern eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit der Seele. Wo zu viel Licht
herrscht, verbrennt die innere Substanz. Wo Schatten dominiert, erstarrt das
System. Psychische Gesundheit entsteht dort, wo beides in Bewegung bleibt.

Vorwort: Negative Psychologie | 13
Negative Emotionen sind in diesem Verständnis keine Störungen, sondern prä-
zise Regulatoren:
• Angst schützt vor Gefahren, indem sie Energie fokussiert und auf
Knappheit hinweist.
• Wut markiert Grenzverletzungen, bevor sie zur strukturellen Überforderung
führen.
• Neid zeigt ungenutzte Entwicklungspotenziale, die sonst im Verborgenen
blieben.
• Schuld stabilisiert soziale Ordnungen, indem sie die Bilanz zwischen Geben
und Nehmen aufrechterhält.
• Resignation ist kein Aufgeben, sondern ein Rückzug zur Rekonfiguration –
eine kontrollierte Notabschaltung, um den Zusammenbruch zu verhindern.
Jede dieser Emotionen erfüllt eine Funktion. Sie sind nicht zufällig entstan-
den, sondern evolutionär codiert. Nicht gegen uns gerichtet, sondern in uns
eingebaut, damit wir überleben – nicht nur biologisch, sondern psychisch. Der
Irrtum der modernen Psychologie ist nicht, dass sie das Positive sucht – son-
dern dass sie das Negative oft zu früh aussortiert. Dieses Buch plädiert für ein
anderes Verständnis: Nicht das Fehlen von Schmerz ist psychische Gesundheit,
sondern die Fähigkeit, mit ihm zu arbeiten. Nicht die permanente Kontrolle,
sondern die kluge Umwandlung macht ein System effizient.
Am Ende jedes Kapitels finden Sie daher keine freundlichen Wellness-Tipps,
sondern klare, anwendbare Impulse,
• wie Sie Schattenarbeit für Ihre eigene Selbstführung nutzen können,
• wie Sie in Organisationen eine Kultur jenseits des Daueroptimismus
etablieren,
• und wie Sie lernen, innere Spannungen nicht als Makel, sondern als Motor
psychischer Effizienz zu begreifen.

14 | Vorwort: Negative Psychologie
Dieses Buch wird Sie nicht beruhigen. Es wird Sie fordern. Denn wer verstehen
will, wie Angst, Zweifel und Scheitern zu essenziellen Ressourcen werden, muss
lernen, den Blick zu heben – und offen ins ungeliebte Dunkle zu richten.
Es verlangt von Ihnen, die Masken abzulegen, mit denen Sie täglich auftreten.
Die höflichen Lügen, das ewige Lächeln, den reflexhaften Satz »Alles bestens.«
Sie werden hier keine Rezepte finden, um Schmerzen zu vermeiden, keine
Schnellkurse in permanentem Glück. Stattdessen finden Sie eine Sichtweise,
um Ihre Schatten als Teil Ihrer inneren Bilanz zu akzeptieren und nutzen zu
lernen.
Vielleicht werden Sie dabei Unbehagen spüren. Das ist Absicht. Denn nur wer
bereit ist, ins Dunkle zu sehen, erkennt die unsichtbaren Mechanismen, die das
eigene Leben steuern: die Angst, die Sie schützt; den Zweifel, der Sie klüger
macht; die Resignation, die Ihnen eine Pause schenkt, wenn Ihr System am Li-
mit läuft.
Und Sie werden sehen, wie viel Energie im Dunklen steckt. Denn wahre Stärke
zeigt sich nicht im Dauerlächeln und Aushalten, sondern im Mut, die Schatten
als Teil seiner eigenen Wahrheit zu nutzen.
London, im September 2025
Mit den besten Wünschen,
Prof. Dr. Dr. Oliver Hoffmann

Einleitung:
Schatten als Ressourcen
Die dunkle Seite im System
der inneren Ökonomie
1

16 | Einleitung: Schatten als Ressourcen
»Es ist Licht genug vorhanden für die, welche glauben wollen, und
Dunkelheit genug für die, welche nicht glauben wollen.«
Blaise Pascal (1623–1662), französischer Religionsphilosoph und Naturwissenschaftler
Wir sind eine Kultur geworden, die dem Positiven geradezu kultisch huldigt.
Auf jeder Konferenz strahlen PowerPoint-Folien vom sogenannten Mindset
of Growth. Auf LinkedIn predigen Coaches die Formeln für permanente Resi-
lienz. Und in den Schaufenstern der Buchhandlungen und den Bestsellerlisten
türmen sich Ratgeber, die versprechen: Mit ein wenig Achtsamkeit, mit dem
richtigen Mantra, mit einer Routine am Morgen lässt sich das Leben endlich
kontrollieren.
Es ist längst die neue Liturgie des 21. Jahrhunderts. Die Schlagworte wechseln,
doch die Botschaft bleibt: Du kannst alles schaffen – wenn du nur positiv genug
denkst. Unternehmen können alles erreichen, wenn sie nur positiv mit ihren
Mitarbeitern umgehen. Negative Gefühle haben da keinen Platz.
Zweifel? Ein Mangel an Disziplin.
Angst? Ein Versagen der Gedankenhygiene.
Scheitern? Nur ein Zeichen, dass man die falschen Routinen gewählt hat.
So wird das Negative im Leben nicht nur verdrängt, sondern moralisch entwer-
tet. Wer nicht lächelt, gilt nicht nur als unglücklich, sondern geradezu als de-
fizitär.
Die Botschaft ist einfach: Wer positiv denkt, wird bestehen. Doch genau dar-
in liegt die Gefahr. Denn das Leben folgt keiner Optimismusformel. Und schon
gar nicht besteht es nur aus positiven Ereignissen. Es gehorcht vielmehr einer
inneren Ökonomie, in der positives und negatives Erleben untrennbar verfloch-
ten sind.

Einleitung: Schatten als Ressourcen | 17
Diese innere Ökonomie ist kompromisslos. Sie akzeptiert keine Dauerbilanzen
im Plus, keine künstlich geglätteten Kurven. Wer das Dunkle ausblendet, de-
stabilisiert das Ganze. Denn die verdrängten Schatten verschwinden nicht – sie
sammeln sich wie ungedeckte Schulden an, die eines Tages mit Zinsen zurück-
gefordert werden. Schlaflosigkeit, Erschöpfung, Burn-out, plötzliche Zusam-
menbrüche sind keine Zufälle. Sie sind die Mahnungen eines Systems, das nicht
länger über seine Verhältnisse leben will.
Wir können das Negative nicht wegtrainieren. Und das würde auch gar keinen
Sinn ergeben. Aber wir können es integrieren. Alles andere ist Schönfärberei
– und psychologisch so riskant wie ein Unternehmen, das nur Gewinne in die
Bilanz schreibt und die Schulden versteckt.
Die Ressourcenkonflikte des Bewusstseins
Ein System, das nur auf Dauerpositivität setzt, verhält sich wie ein Unterneh-
men, das ausschließlich auf Wachstum programmiert ist – ohne Rücklagen,
ohne Risikoanalyse, ohne die Fähigkeit, Verluste zu verbuchen. Es glänzt nach
außen, doch im Inneren häufen sich unsichtbare Schulden. Sie tauchen nicht
in offiziellen Statistiken auf und erscheinen in keinem Geschäftsbericht. Sie
zeigen sich in stillen Nächten, in angespannten Körpern, in unmerklich härter
werdenden Blicken. Die Psyche kann lange im Scheinwerferlicht des Optimis-
mus performen, doch sie lebt dann von Vorschüssen. Jeder ignorierte Zweifel,
jede unterdrückte Angst ist wie ein Kredit, der irgendwann fällig wird – oft mit
hohen Zinsen.
Angst, Zweifel, Neid, Aggression, Hass – sie sind die unpopulären, aber unver-
zichtbaren Buchhalter unseres Bewusstseins. Sie führen die Bücher mit einer
Härte, die sich nicht beschönigen lässt. Sie schreiben rote Zahlen, wo wir uns
zu sehr verausgaben. Sie zeigen Defizite auf, bevor der Kollaps eintritt. Wer
diese Signale ignoriert, verpasst die Möglichkeit zur Kurskorrektur – und ris-
kiert die Insolvenz der eigenen inneren Ökonomie.

18 | Einleitung: Schatten als Ressourcen
Die Mutlosigkeit, die ein Unternehmer über Monate hinweg verdrängt und ver-
sucht zu ignorieren, ist kein Defekt – sie ist ein Alarm, der darauf hinweist, dass
seine mentale Liquidität erschöpft ist. Der plötzliche Zorn einer Führungskraft
ist keine Charakterschwäche – sondern die letzte Verteidigungslinie, wenn ihre
Grenzen im Stillen übertreten wurden. Und der stille Rückzug eines Mitarbei-
ters ist oft nicht Faulheit, sondern der Versuch, sich vor der endgültigen Er-
schöpfung zu retten. Man kann diese Signale ignorieren – so wie ein Vorstand
vor einer Hauptversammlung die Zahlen schönrechnet. Doch das ändert nichts
daran, dass das Konto überzogen ist. Der Zusammenbruch wird nur vertagt.
Vielleicht hilft auch ein anderes Bild: Das Bewusstsein gleicht einem Orchester.
Jeder Affekt ist ein Instrument. Freude mag die erste Geige spielen, Optimismus
die Trompeten. Doch ohne die tiefen Streicher der Angst, ohne das mahnende
Cello des Zweifels, ohne die dunklen Paukenschläge des Scheiterns bleibt die
Musik flach. Wer die Schatteninstrumente zum Schweigen bringt, mag ein hel-
les, aber monotones Konzert erhalten – ohne Tiefe, ohne Resonanz, ohne Sinn.
Die Ressourcenkonflikte unseres Bewusstseins sind keine Störungen, die man
austreiben sollte. Sie sind das notwendige Gegengewicht, das uns davor be-
wahrt, in der Illusion von endlosem Wachstum zusammenzubrechen. Sie sind
keine Fehler im System – sie sind das System selbst. Angst, Zweifel, Müdigkeit,
Rückzug: Sie alle gehören zur Selbstregulation eines Bewusstseins, das nicht
für Dauerfeuer gebaut ist. Wer sie übertönt, lebt in einer Scheinbilanz. Wer ihre
Sprache versteht, kann beginnen, eine ehrliche Buchhaltung zu führen. Eine, in
der nicht nur Gewinne stehen, sondern auch Verluste eingetragen werden dür-
fen – nicht als Niederlagen, sondern als natürliche Kosten innerer Stabilität.
Psychische Gesundheit ist kein makelloses Plus. Sie ist keine glatte Oberfläche,
auf der alles stets hell glänzt. Sie ist ein dynamisches Gleichgewicht – ein stän-
diges Austarieren zwischen Energie und Erschöpfung, Zuversicht und Zweifel,
Nähe und Distanz. Wer sie auf ein permanentes »Alles ist gut« reduziert, miss-

Einleitung: Schatten als Ressourcen | 19
versteht ihr Wesen. Wahre psychische Stabilität beginnt dort, wo wir aufhören,
das Dunkle zu verdrängen – und anfangen, es als Teil unserer ökonomischen
Wirklichkeit zu lesen. Scham, Schuld, Neid, Wut: Sie sind keine Defekte, sondern
Buchungen in unserer inneren Bilanz. Sie markieren Kosten, Risiken, Grenzen.
Sie zeigen uns, wo wir uns verausgaben, wo wir uns verlieren, wo wir in falsche
Projekte investieren. Gesundheit heißt nicht, diese Posten verschwinden zu
lassen, sondern sie in Beziehung zu setzen – so wie ein Unternehmen nur dann
bestehen kann, wenn es seine Schulden ebenso ernst nimmt wie seine Gewin-
ne. Die Reduktion auf das Positive ist so gefährlich wie ein Jahresabschluss, in
dem die Verbindlichkeiten unterschlagen werden. Wer dagegen die Schatten
anerkennt, gewinnt Klarheit. Er erkennt, dass die innere Ökonomie kein linea-
res Wachstum kennt, sondern Zyklen: Anspannung und Entspannung, Aufbruch
und Rückzug, Kraft und Erschöpfung. In diesem Rhythmus liegt die Wahrheit
psychischer Gesundheit. Nicht im makellosen Plus, sondern im Balancepunkt
zwischen Helligkeit und Schatten.
Dysfunktionale Gefühle als regulative Prozesse
Die moderne Psychologie hat lange versucht, solche Phänomene eher zu be-
handeln – also sie zu kontrollieren, zu dämpfen, zu normalisieren. Als wären
Angst, Schuld oder Aggression keine echten Gefühle, sondern bloß Fremd-
körper, die man aus dem seelischen Organismus entfernen müsse. Doch ist die
Wahrheit nicht eine andere? Erfüllen die negativen Gefühle nicht eine präzise
Funktion? Ist das scheinbar Störende nicht in höchstem Maße für eine gesunde
Psyche notwendig? Die Antwort ist klar. Die unschönen, die bösen, die gemie-
denen Gefühle helfen uns, das gesamte System in Balance zu halten:
• Angst verhindert riskante Entscheidungen, wenn die Ressourcen zu
knapp sind.
• Schuld erhält soziale Bindungen und sichert das fragile Gleichgewicht
zwischen Geben und Nehmen.

20 | Einleitung: Schatten als Ressourcen
• Neid treibt uns zur Weiterentwicklung, indem er uns auf das verweist,
was uns fehlt.
• Resignation wirkt wie ein Notausschalter, der das System zur Ruhe zwingt,
wenn kein Spielraum mehr bleibt.
• Aggression löst Konflikte auf, die sonst unter der Oberfläche weiterfaulen
und noch mehr Schaden anrichten würden.
Was wir als Störung bezeichnen, ist oft nichts anderes als ein selbstregulativer
Prozess; ein Versuch, die innere Ökonomie vor dem Bankrott zu bewahren. Die-
se Emotionen sind keine Saboteure, sondern Buchhalter: Sie melden rote Zah-
len, wo wir zu großzügig mit unseren Kräften haushalten. Sie sind unbequem,
aber unverzichtbar.
Das Problem liegt nicht darin, dass diese Affekte auftreten – sondern darin,
dass wir sie nicht lesen wollen. Statt sie als Signale zu verstehen, behandeln
wir sie wie Störungen im Betriebssystem: mit Medikamenten, Methoden oder
mentalen Reparaturversuchen. Wir therapieren, wo wir eigentlich zuhören
sollten. Wir schießen die Boten nieder, die uns vor dem Sturm warnen – und
wundern uns dann, wenn das Haus einstürzt.
Unsere Psyche spricht zu uns. Aber sie spricht nicht immer in Affirmationen.
Ihre Sprache ist älter, roher, uneindeutiger. Sie benutzt Dunkelheit, Verstörung,
Widerstand. Angst ist ein Telegramm, das in Großbuchstaben ruft: »Hier stimmt
etwas nicht.« Schuld ist die stille Mahnung, dass wir ein Gleichgewicht verletzt
haben. Wut ist ein rotes Ausrufezeichen der Bedeutung und markiert eine über-
schrittene Grenze. Doch wir leben in einer Kultur, die immer noch nur die Hoch-
glanzsprache akzeptiert – das »Alles ist möglich«, das »Ich kann, also bin ich«.
Wer nur auf das Positive hört, verstummt für die Hälfte seiner inneren Intelli-
genz. Er blendet das Archiv der Warnungen aus, das einen vor riskanten Ent-
scheidungen, toxischen Bindungen oder selbstzerstörerischer Verausgabung

Einleitung: Schatten als Ressourcen | 21
schützen könnte. Der Mensch wird dadurch nicht stärker, sondern einfach nur
blinder. Man könnte es so sagen: Die Psyche ist kein Werbespot, sondern ein
komplexes Ökosystem. In ihr rauschen Stimmen, die widersprüchlich sind, die
Reibung erzeugen, die uns manchmal wirklich wehtun. Aber gerade darin liegt
ihre Wahrheit. Und ihr Potenzial. Wer diese Stimmen zum Schweigen zwingt,
zerstört die Feedbackschleifen, die unser Überleben sichern.
Wer das Negative dauerhaft aus der Bilanz streicht, darf sich nicht wundern,
wenn das System eines Tages kollabiert – nicht weil es fehlerhaft war, sondern
weil wir seine regulative Logik ignoriert haben. Es ist eine gefährliche Illusion,
das Dasein in zwei getrennte Konten zu teilen: Hier die positiven Gefühle als
Kapital, dort die negativen Emotionen als Schulden. In Wahrheit gleicht unser
inneres Leben einem Ökosystem. Und wie jedes Ökosystem braucht es nicht
nur Sonne, sondern auch Schatten. Es braucht Ruhephasen, Abbauprozesse,
Kompostierung. Ohne Tod kein Wachstum, ohne Dunkelheit kein Gleichge-
wicht. Wer das Innere zu einer reinen Monokultur des Positiven machen will,
erzeugt zwar kurzfristig Effizienz – aber auch systemische Anfälligkeit. Schon
ein kleiner Sturm kann ein solches System zerstören. Spinoza schrieb, dass
kein Affekt per se gut oder schlecht sei – sondern nur in seiner Beziehung zur
Selbsterhaltung zu beurteilen ist. In diesem Sinne ist etwa Angst kein Defizit,
sondern ein Akt der Fürsorge. Zweifel ist kein Feind der Klarheit, sondern ihr
Geburtshelfer. Resignation ist kein Rückschritt, sondern ein Stabilisierungs-
versuch.
Das psychische Gleichgewicht besteht nicht darin, immer oben zu sein. Es be-
steht darin, unten nicht abzustürzen. Und dazu braucht es die Fähigkeit, auch
das Negative als Teil des tragenden Systems zu begreifen. Eine Wiese, die per-
manent in der Sonne liegt, verdorrt. Ein Mensch, der permanent im Licht der
Positivität steht, brennt aus. Unsere Schatten sind wirklich keine Bedrohung.
Sie sind eine wichtige Ressource, die wir zu nutzen lernen müssen.

22 | Einleitung: Schatten als Ressourcen
Der Gegenentwurf: Mentale Effizienz verträgt keine
Dauerpositivität
Ich stelle deshalb eine provokante These in das Zentrum dieses Buches: Men-
tale Effizienz benötigt keine permanente Positivität. Sie braucht Spannungen.
Sie braucht Reibung. Sie braucht das, was wir fürchten – und was uns zugleich
trägt und wachsen lässt. Die Beobachtung, dass wir besonders an Krisensitua-
tionen menschlich wachsen und uns eher dann als in guten Zeiten weiterentwi-
ckeln, hat einen tieferen Sinn.
Denn psychische Prozesse sind bei weitem keine linearen Erfolgsmodelle. Sie
sind Regelkreise, Oszillationen, Umwandlungsprozesse.
1
Was nach Rückschritt
aussieht, kann Regeneration sein. Was als Zusammenbruch erscheinen mag, ist
oft Restrukturierung. Und die Idee, dass Positivität automatisch zu Gesundheit
führt, ist eine naive Kurzschlusslogik – psychisch ebenso wie ökonomisch.
Negative Psychologie ist kein Plädoyer für Pessimismus. Sie ist ein Realismus
zweiter Ordnung: ein Denken, das sich nicht mit Oberflächlichkeit begnügt,
sondern die systemischen Bedingungen hinter dieser sichtbar macht. Sie stellt
nicht die Frage: Wie komme ich schnell wieder ins Licht? Sondern: Welche Funk-
tion erfüllt die Dunkelheit in meinem psychischen System? Sie akzeptiert, dass
Wachstum nur dort gelingt, wo Rückzug erlaubt ist. Dass psychische Bewegung
nicht lineares Steigern ist, sondern zyklisches Schwingen. Dass Sinn nicht aus
Dauerfreude, sondern aus Bedeutung und Vernetzung erwächst. Dass psychi-
sche Gesundheit nicht in der Abwesenheit von Schmerz liegt, sondern in der
Fähigkeit, ihn zu integrieren – nicht als Störung, sondern als Teil des inneren
Stoffwechsels.
Was wir brauchen, ist nicht mehr Positivität. Davon sind wir längst übersättigt.
Was wir brauchen, ist eine höhere Form von Klarheit – eine, die den Schatten
nicht fürchtet, sondern ihn als Teil des Gesamtbildes erkennt. Eine Rationali-
tät, die das Negative mitdenkt, ohne ihm zu verfallen.

Einleitung: Schatten als Ressourcen | 23
Denn mentale Effizienz heißt nicht, das Unangenehme zu verdrängen. Sie
heißt, die dunklen Signale als Daten zu lesen: Die Kunst besteht nicht darin,
sie auszublenden, sondern sie in die Bilanz zu integrieren – wie ein Unterneh-
men, das nicht nur die Gewinne feiert, sondern auch die Kosten kennt. Das er-
fordert eine Haltung, die illusionslos, aber nicht zynisch ist. Klarheit in diesem
Sinn ist kein grelles Licht, das alles überstrahlt, sondern ein scharfes Sehen
im Halbdunkel. Sie fragt: Wo liegen die Brüche? Wo lauern die Risiken? Welche
Spannungen halten das System überhaupt am Leben?
Schon die Philosophen der Antike wussten, dass die Kraft des Geistes nicht im
unerschütterlichen Optimismus liegt, sondern in der Fähigkeit, mit dem Wider-
stand der Wirklichkeit zu arbeiten. Die Stoa lehrte, dass Weisheit bedeutet, das
»Wir brauchen nicht mehr
Positivität. Davon sind wir
übersättigt.
Wir brauchen eine höhere Form
von Klarheit. – Eine Klarheit,
die den Schatten nicht
länger fürchtet, sondern als
wertvollen Teil begreift.«

24 | Einleitung: Schatten als Ressourcen
Unvermeidliche anzunehmen – nicht als Niederlage, sondern als Form von Frei-
heit. Epiktet warnte davor, sich Illusionen über das Machbare zu machen; wer
nur das Schöne sehen will, lebt nicht im Einklang mit der Welt, sondern gegen
sie.
2
Nietzsche wiederum forderte den Mut zur »tragischen Erkenntnis«: das Ja
zum Leben nicht trotz, sondern wegen seiner Härten. Für ihn war Klarheit kein
Zustand, sondern ein ständiges Durchqueren von Dunkelheit – ein Denken mit
dem Risiko, auch das Schmerzhafte zu ertragen.
So verstanden ist mentale Effizienz keine Glätte, sondern eine Elastizität, die
Risse aushält. Sie ist die Fähigkeit, mit widersprüchlichen Affekten zu arbeiten,
statt sie zu harmonisieren. Sie ist die Souveränität, Schmerz nicht als Defekt
zu sehen, sondern als Teil der inneren Ökonomie – als Ressource, die das Ganze
stabilisiert.
3
So wie japanische Handwerker in der Kunst des Kintsugi zerbro-
chene Keramik nicht verstecken, sondern die Bruchlinien mit Gold nachzeich-
nen, so kann auch unsere Psyche lernen, nicht das Unversehrte zu idealisieren,
sondern das Reparierte zu würdigen. Die Risse gehören zur Geschichte. Sie er-
zählen nicht von Schwäche, sondern von Durchlässigkeit, Wandlung, letztlich
von erfolgreichem Überleben.
Denn besonders Gefühle, die als negativ stigmatisiert sind, stellen oft die
schärfsten Hinweisgeber für adaptive Entscheidungen dar.
4
Angst steigert die
Aufmerksamkeit für Details. Wut erhöht die Bereitschaft, Ungerechtigkeit zu
korrigieren. Neid verstärkt die Wahrnehmung von Entwicklungsoptionen.
5
Wer
solche Gefühle unterdrückt, verliert eine unschätzbar wichtige Informations-
quelle. Wer sie integriert, baut Resilienz auf. Resilienz oder Widerstandsfähig-
keit heißt nicht, nichts zu fühlen. Sie heißt im Gegenteil, sich nicht zersplittern
zu lassen, wenn es dunkel wird. Sie heißt: Die Risse offenhalten, um das Licht
hindurchzulassen.

Einleitung: Schatten als Ressourcen | 25
Konkreter Impuls: Ihre Praxis gegen die trainierte Selbstzensur
Am Ende jedes Kapitels möchte ich Ihnen kompakte, aber wirksame Übungen
an die Hand geben. Diese zielen darauf, die uns vertraute Logik von Verdrän-
gung und Selbstzensur zu unterbrechen und Gefühle nicht länger als Stör-
faktor, sondern als Ressource zu begreifen. Unsere erste Reaktion auf negativ
attribuierte Emotionen ist fast immer dieselbe: Wir wünschen, sie loszuwer-
den. Wir nennen sie »schlecht«, »unproduktiv« oder »irrational«. Damit aber
zensieren wir uns selbst – wir löschen Signale, die eigentlich für uns arbeiten.
Wir schränken unser Denken ein. Die Kunst besteht darin, nicht reflexhaft zu
urteilen, sondern in der Gemengelage der eigenen Gefühle zu lesen. Jedes Ge-
fühl ist eine Botschaft. Und jede Botschaft verweist auf etwas, das Sie sonst
übersehen würden.
Schritt 1: Stoppen Sie die Selbstzensur
Notieren Sie eine konkrete Situation der letzten Woche, in der Sie ein starkes
negatives Gefühl empfunden haben. Vielleicht war es Angst vor einer Präsen-
tation. Vielleicht Wut im Gespräch mit einem Kollegen. Vielleicht Neid auf den
Erfolg einer Bekannten. Der entscheidende Punkt: Schreiben Sie nicht auf,
warum dieses Gefühl schlecht war, sondern welche Funktion es erfüllt haben
könnte. Angst könnte Sie auf ein Risiko aufmerksam gemacht haben, das Sie ig-
noriert haben. Wut könnte Ihnen gezeigt haben, dass eine Grenze überschrit-
ten wurde. Neid könnte einen verborgenen Wunsch freigelegt haben, den Sie
bisher nicht ernst nahmen.
Schritt 2: Betrachten Sie das Gefühl als Ressource
Fragen Sie sich nun: Welche Information trägt dieses Gefühl für meine innere
Ökonomie? Angst, Wut und Neid mögen negativ wahrgenommen werden – aber
sie machen die Sichtweise komplett. Was hätten Sie übersehen, wenn dieses
Gefühl nicht dagewesen wäre? Vielleicht hätten Sie ein Risiko falsch einge-
schätzt. Vielleicht hätten Sie eine Grenzverletzung nicht bemerkt. Vielleicht
hätten Sie einen Wunsch verdrängt, der längst Handlungsenergie benötigt.

26 | Einleitung: Schatten als Ressourcen
Schritt 3: Machen Sie Gefühle zu Hinweisgebern
Notieren Sie Ihre Antworten nicht nur einmal, sondern regelmäßig. Führen Sie
ein Affekttagebuch, in dem Sie nicht über die Moral von Gefühlen urteilen, son-
dern über ihre Funktion. Nach einigen Wochen werden Sie Muster erkennen:
Welche Situationen lösen wiederholt Angst aus? Welche Menschen überschrei-
ten immer wieder Grenzen, die Wut aktivieren? Welche Kontexte verstärken
Neid? Diese Muster sind Ihre persönlichen Frühwarnsysteme.
Schritt 4: Führe ein Affekttagebuch
Wenn Sie über Monate hinweg ein Affekttagebuch führen, könnten Sie zum Bei-
spiel leichter erkennen, dass Ihre wiederkehrende Angst immer in denselben
Kontexten auftaucht: enge Deadlines und Fristen, intransparente Zielvorga-
ben, fehlende Rückendeckung durch Vorgesetzte. Anstatt die Angst zu patho-
logisieren, begreifen Sie diese nun als Hinweis auf systemische Fehler in der
Organisation – und können beginnen, diese Fehler aktiv zu adressieren.
Diese einfache Übung ist auch ein erster Schritt zu einer wertvollen Haltung:
Sie beginnen, die eigenen Schatten nicht länger zu fürchten, sondern sie als
Teil Ihres psychischen Kapitals zu begreifen. Was Sie bislang als Defizit erlebt
haben, entpuppt sich als Ressource – als ein Teil Ihrer inneren Ökonomie, der
darauf wartet, erkannt und integriert zu werden.
Darin liegt die eigentliche Wende: Nicht das Verdrängen macht stark, sondern
das Anerkennen und Integrieren. Wer dies versteht, wird entdecken, dass in-
mitten der Negativität oft die effizienteste Quelle innerer Stärke verborgen
liegt. Es ist ein Perspektivwechsel, der nicht nur heilsam wirkt, sondern auch
ökonomisch: Denn die klügste Form der Ressourcennutzung besteht darin,
nichts ungenutzt zu lassen – gerade nicht die Schatten.

Psychologische Sicherheit
Wie wäre es, wenn sich Menschen innerhalb eines Teams oder einer
Organisation trauen würden, ihre Meinung zu sagen oder auf den ersten
Blick abwegige Ideen zu formulieren? Wenn sie bereit wären, Risiken
einzugehen und nicht den hundertprozentig sicheren Weg zu wählen? Und
das ganz ohne Konsequenzen befürchten zu müssen?
Die Antwort heißt psychologisch Sicherheit. Sie hebt das Potenzial von
Mitarbeitenden, die sich nicht trauen, souverän das Wort zu ergreifen und
in Verantwortung zu gehen oder die aus Angst vor dem Scheitern eine
große Idee lieber für sich behalten.
Schumachers neues Buch illustriert, wie wir ein Umfeld psychologischer
Sicherheit schaffen und welche neurobiologischen, psychologischen und
systemischen Hintergründe wirken.
Es lädt zum Mitdenken und Experimentieren ein, liefert einen neuen
Lösungsrahmen und zeigt an Praxisbeispielen, wie man ein Umfeld
psychologischer Sicherheit für Teams oder Organisationen erschafft.
www.BusinessVillage.de
Birgit Schumacher
Psychologische Sicherheit
Das Entwicklungselixier für persönliches
Wachstum, Teams und Organisationen
2. Auflage 2025
252 Seiten; Broschur; 29,95 Euro
ISBN 978-3-86980-695-2; Art.-Nr.: 1168

Psychologische Sicherheit
www.BusinessVillage.de
Die neue Gewaltfreie Kommunikation
Warum kommen viele Botschaften nicht an oder werden missverstanden?
Wie führen wir Gespräche klar und mitfühlend, aber ohne
Selbstzensur und falsche Rücksichtnahme? Welche Rolle spielt die
Persönlichkeitsentwicklung in der Kommunikation?
Fischers Buch reflektiert zwei Jahrzehnte Praxiserfahrung mit der
Gewaltfreien Kommunikation. Dabei zeigt es nicht nur die Schattenseiten
und Missverständnisse von Rosenbergs Ansatz auf. Vielmehr liefert es
einen auf nachhaltiger Persönlichkeitsentwicklung basierenden Ansatz
einer neuen Gewaltfreien Kommunikation – ohne Selbstzensur und
Dogmatik.
Es beleuchtet die Abgründe des Kommunikationstheaters und zeigt
Möglichkeiten, wie sich gelingende Beziehungen in Berufs- und
Privatleben gestalten lassen.
Ein lesenswertes Buch – für Kenner und Einsteiger der Gewaltfreien
Kommunikation und alle, die Selbstreflexion und innere Entwicklung
anstreben.
Markus Fischer
Die neue Gewaltfreie Kommunikation
Empathie und Eigenverantwortung ohne
Selbstzensur
6. Auflage 2025
216 Seiten; Broschur; 24,95 Euro
ISBN 978-3-86980-468-2; Art.-Nr.: 1076
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Psychologische Sicherheit durchgespielt
Arbeiten Sie bereits in sicheren Kreisen, die psychologische
Sicherheit bieten? In welchen Konstellationen gelingt es, erfolgreich
zusammenzuarbeiten, ohne dass Drama, Stress oder defensive Reaktionen
wie Fight, Flight, Freeze oder Fawn das Gruppenklima belasten?
Antworten liefert Dr. Joe Maiers neues Buch. Denn psychologische
Sicherheit ist der stärkste Prädiktor für Teamperformance. Sie zeigt sich
in gleichberechtigten Redeanteilen, sozialer Sensibilität und angstfreier
Kommunikation – Merkmale, die in der Zusammenarbeit leicht messbar
sind.
Doch Führungskräfte neigen dazu, sowohl das Niveau psychologischer
Sicherheit im Team als auch ihren eigenen positiven Einfluss darauf
systematisch zu überschätzen. Der wahre Endgegner auf dem Weg zu
psychologischer Sicherheit ist darum allzu oft die innere Sicherheit der
Führungskraft selbst.
Mit einem Reigen praxisnaher und mitunter spielerischer Methoden, allen
voran der vom Autor selbst entwickelten Onlinereise »Arche«, stärken Sie
die innere Sicherheit aller Teammitglieder, erkennen bereits bestehende
psychologisch sichere Kreise und lernen, wie Sie auf dieser sicheren Basis
psychologische Sicherheit im Team aufbauen, systematisch messen und
pflegen können. Bodenständig, konkret und direkt anwendbar erhalten Sie
einen Schlüssel zur dramafreien Zusammenarbeit.
Joachim Maier
Psychologische Sicherheit durchgespielt
Dramafreie Zusammenarbeit in psychologisch
sicheren Kreisen schaffen
1. Auflage 2025
234 Seiten; Broschur; 29,95 Euro
ISBN 978-3-86980-780-5; Art.-Nr.: 1182
www.BusinessVillage.de

Psychologische Sicherheit durchgespielt
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Streiten mit System
Nie wieder sprachlos und der Manipulation anderer ausgeliefert sein!
In einer immer dünnhäutiger werdenden Gesellschaft wird
Konfliktfähigkeit zu einem Überlebensfaktor im privaten und beruflichen
Umfeld. Tagtäglich sind wir kleinen und größeren Konflikten ausgesetzt.
Meist versuchen wir, dem Streit gezielt aus dem Wege zu gehen. Wir
kneifen – auf den ersten Blick der Weg mit dem geringsten Aufwand. Doch
so schwelen Konflikte weiter und nagen an uns. Früher oder später tritt
der Unmut – meist ausgelöst durch Nichtigkeiten – offen zutage und wir
müssen uns stellen.
Also, warum warten? Warum nicht den Konflikt gleich angehen? Weil wir
es nicht gelernt haben, solche Situationen souverän zu meistern. Denn
viele Tipps zur Konfliktführung setzen dabei auf ein aufwendiges Setup,
Wohlfühlatmosphäre und Vorbereitung. Eine Illusion im Alltag – Konflikte
erwischen uns eiskalt.
Genau hier setzt Christoph Maria Michalskis Buch an. Anschaulich zeigt es
ein System, wie wir Konflikte an Ort und Stelle führen. Es ist eine Anleitung
für gutes Streiten. In nur sechs Schritten lassen sich so Konfliktsituationen
meistern – ohne Schuldgefühle und ohne Verlierer. Michalskis Buch lädt
ein, in die wunderbare Welt der Konflikte einzutauchen und die darin
steckenden Chancen zu erkennen und zu nutzen.
Christoph Maria Michalski
Streiten mit System
Wie du lernst, Konflikte zu lieben
1. Auflage 2025
240 Seiten; Broschur; 26,95 Euro
ISBN 978-3-86980-771-3; Art.-Nr.: 1195
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BewusstseinsIntelligenz
Manchmal scheint uns das Leben in den immer gleichen Situationen
festzuhalten. Wir spüren, dass etwas nicht stimmt, doch irgendwie bleiben
wir gefangen in alten Mustern und Reaktionen.
Was wäre, wenn Du die Fähigkeit hättest, all das zu verändern? Wenn Du in
die Tiefe blicken und den Ursprung Deiner Reaktionen verstehen könntest?
Holger Fuchs’ neues Buch »Bewusstseinsintelligenz« zeigt Dir genau
diesen Weg. Es hilft Dir, die Mechanismen zu durchschauen, die Dich oft
unbewusst steuern. Du lernst, wie Du alte Blockaden und Denkfallen
erkennst und auflöst, um Dein Leben neu und bewusster zu gestalten. Du
wirst nicht nur verstehen, warum Du auf bestimmte Situationen immer
gleich reagierst – Du wirst lernen, bewusster, freier und klarer zu agieren.
Mit diesem Buch wirst du nicht nur Dein Denken sondern Deine gesamte
Wahrnehmung verändern. Denn Bewusstseinsintelligenz ist die Fähigkeit,
Deine Realität bewusst zu formen, innere Klarheit zu erlangen und echte
Freiheit zu erleben. Bewusstseinsintelligenz ist keine Theorie, sondern
Deine größte Ressource, um Dein Leben aktiv zu gestalten und Dein volles
Potenzial zu leben. Bist Du bereit? Die ersten Schritte sind ganz einfach:
Erkenne Deine inneren Muster. Entwickle innere Gelassenheit und Klarheit.
Gestalte deine Realität bewusst.
Holger Fuchs
BewusstseinsIntelligenz
Entdecke die Wirklichkeit hinter
Deiner Realität!
1. Auflage 2025
240 Seiten; Broschur; 29,95 Euro
ISBN 978-3-86980-777-5; Art.-Nr.: 1190
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