buntgekleidete Musmis mit freundlichem Lächeln zum Besuch ein,
Musmis in roten, blauen und rosenfarbigen Kimonos, mit Blumen
besäet, Blumen auch in dem üppigen schwarzen Haar, den Samisen,
die japanische Guitarre, in der Hand, und treten wir ein, flugs werfen
sie sich zu Boden und harren der Befehle. Dann bringen sie, immer
lächelnd, Stuhl und Tischchen herbei, es folgen Aschenbehälter mit
glühenden Kohlen, dann die zierlichsten kleinen
Porzellanschüsselchen mit den seltsamsten Eßbarkeiten. Sie drücken
einem in reizend naiver Weise die japanischen Chop-Sticks
(Eßhölzchen) in die Hand und lachen über unsere Ungeschicklichkeit.
Drei, vier, fünf von diesen zierlichen Geschöpfchen kauern rings um
mich auf dem Boden und befühlen meine Kleider, zupfen an meiner
Uhrkette, nötigen mich zu essen und zu trinken. Ob ich nicht
möchte, daß sie tanzten? Gewiß. Sofort wird der Samisku
herbeigeholt, und während eine an den Saiten zupft, tanzen die
anderen die eigentümlichen japanischen Tänze, den Manzai, Kisku
und Ogurayama, tanzen sie mit den Händen, den Hüften, den
Köpfchen und Knieen, nur nicht mit den Füßen. Dabei sehen sie so
reizend aus, so verführerisch, so jung, vierzehn, fünfzehn Jahre, daß
man nicht französischer Seeoffizier zu sein braucht, um sich in diese
Chrysanthèmes zu vergucken. Und reißt man sich endlich los von
den kleinen Zauberinnen, dann fallen sie nieder auf alle Viere und
berühren ganz demütig mit der Stirne den Boden. Sayonara,
Sayonara!
Am andern Tage trete ich den Rückweg nach der Stadt an, und
unten angekommen zeigt sich mir in den Seitenstraßen der
Vorstädte vereinzelt das seltsame, kaum glaubliche Schauspiel, das
Pierre Loti in der Heimat von Fräulein Chrysanthème so oft gesehen
hat:
„Zwischen fünf und sechs Uhr nachmittags ist jedes lebende
Wesen nackt; Kinder, junge Leute, alte Männer, alte Frauen, alles
sitzt in einem Bottich irgendwelcher Art und badet. Und das findet
wo immer statt, in den Gärten, in den Höfen, in den Kaufläden,
selbst auf der Thürschwelle, so daß die Unterhaltung mit den
Nachbarn auf der anderen Seite der Straße leichter vor sich gehen